Nach den Jahren, an denen u. a. Kindern die beste Medizin, die Liebe also, in den Krankenhäusern durch Angehörige und engagierte Menschen verwehrt blieb, haben heute für mich wieder neue Zeiten begonnen. Endlich konnte ich wieder als Vorleser auf die Kinderintensivstation, hatte fast zwei Monate diese Dienste angeboten.
Eine gut gelaunte Schwester signalisierte mir am Telefon, dass Kinder auf Station wären, die sich sehr für ein Vorlesen interessieren würde. So schwang ich mich aufs Rad, voller Vorfreude, wurde vor Ort eingelassen und von einer missmutigen Schwester empfangen: „Was wollen sie denn?“ „Einem Kind vorlesen – und die Kollegin sagte, es seinen Kinder da, die sich darüber freuen würden.“ Mit griesgrämiger Miene entgegnete sie: „Hier sind immer Kinder da!“ Nun ja, es bleibt offen, ob diese Schwester einen Clown gefrühstückt hatte, oder eben das Gegenteil. Jedenfalls wurde dann doch noch alles gut, durfte ich zu B. Er saß in seinem Pflegebett, an die Geräte angeschlossen. ITS halt! Die Schwester führt mich zu ihm, wir begrüßten uns freundlich, das jeweils mit einem Lachen im Gesicht. Lachen ist ebenso eine vorzügliche und nahezu unabdingbare Medizin! Wenige Momente später schon las ich dem kleinen Vierjährigen mit großen braunen Knopfaugen und tiefschwarzen Haaren aus der „Helfe-Elfe Magda in Ostfriesland“ vor. Ich hatte einen aufmerksamen Zuhörer, der zudem noch kreativ und mitfühlend war. Die erste Bildkarte schaute er sich begeistert an, nahm sie ab da an als Fächer; mal für sich, mal für mich. Genau; mit zwei Karten ging das noch viel besser. Zur Musik tanzten sein Plüschdrache und Mauricio der Maulwurf. Es muss sich dabei um eine Art Maulwurfs-Beat gehandelt haben. Oder war es doch ein Drachen-Hip-Hop? Egal: Spaß gemacht hat es allemal!
Am Ende folgte dann der Klassiker. Ich konnte dem kleinen Patienten ein Buch schenken. Und es kam, wie es selten gekommen war, auch dieses mussten wir gleich anschauen. Kein Problem, gab mir doch die Visite alle Zeit der Welt. So suchte ich mit dem Jungen die Bilder von der Helfe-Elfe Magda, Seite für Seite. Bei jeder gefundenen Elfe funkelten die Augen ein bisschen mehr. Herrlich.
Der herzlichen Verabschiedung und dem Winken folgte anschließend noch die Begegnung mit Bs Papa in der „Schleuse“. Wunderbar, so stellt man sich einen perfekten Vorlesetag vor. Liebe, Lachen und Lesen, die drei L fürs Leben! Da waren sie wieder. Apropos „wieder“: Hoffentlich bald wieder!
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